Europäische Unternehmen sind in wachsendem Maße von Cyberangriffen bedroht. Um sich zu schützen, steht ihnen ein breites Portfolio technisch ausgefeilter Sicherheitslösungen zur Verfügung. Bei der Entscheidung, welche Lösung nun implementiert werden soll, ist in den vergangenen Jahren ein Kriterium in den Vordergrund gerückt: die Kompatibilität der Lösung mit den Vorgaben und Richtlinien zu Sicherheit und Datenschutz in Europa. Um den Aufbau von IT-Sicherheitstechnologien ‚made in Europe‘ voranzutreiben, haben europäische Unternehmen mit Sitz in Bonn wie die Postbank oder DHL aktiv damit begonnen, den Cyber Security Cluster Bonn zu unterstützen.
Ende des vergangenen Jahres erklärte EU-Sicherheitskommissar Julian King in einem Interview gegenüber der Funke-Mediengruppe, dass 2017 allein im Industriebereich jeden Monat im Schnitt ein Fünftel aller Computer attackiert wurden. Bei Ransomeware-Angriffen sei im Vergleich zu 2016 ein Anstieg um rund 300 Prozent mit europaweit rund 4.000 Angriffen festgestellt worden. Ähnlich bedrohlich sieht die Sicherheitslage für deutsche Unternehmen aus. Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom haben in den vergangenen zwei Jahren 68 Prozent der deutschen Industrieunternehmen mindestens einen digitalen Angriff abwehren müssen. Für rund die Hälfte von ihnen war der Angriff mit Schäden verbunden, der vom Verband auf rund 43 Milliarden Euro geschätzt wird.
Nicht jeder Wirtschaftssektor ist gleichermaßen von Angriffen betroffen. Bereits 2017 hatte der IWF in einem Papier eindringlich vor den Gefahren von Hackerangriffen auf Bankinstitute für die weltweite Finanzstabilität gewarnt. Und in seiner Studie zu den potentiellen Schäden der Cyberkriminalität für die Logistikbranche äußerte die Strategieberatung Oliver Wyman, dass weltweit allein bis 2020 mit Schäden in Höhe von insgesamt rund 6 Mrd. Euro gerechnet werden müsse. Allein für deutsche Logistikunternehmen dürfte sich der Schaden auf 450 Mio. Euro belaufen. Wie solch ein Angriff auf ein Logistikunternehmen aussehen kann, bekam 2017 das Express-Geschäft der Deutschen Post in der Ukraine zu spüren. Über eine Buchhaltungs-Software, über die DHL mit den ukrainischen Finanzbehörden verbunden ist, war Malware ins ukrainische digitale Netzwerk der Post gelangt, wo sie dann für einige Zeit den Lieferbetrieb beeinträchtigte. Auf europäischer Ebene betraf der gleiche Angriff auch das dänische Logistikunternehmen Maersk.
Finanz- und Logistikunternehmen sind auch und gerade in Europa eine feste Größe und zusammen mit der Telekommunikation Teil der kritischen Infrastruktur, die eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung innerhalb der EU erst möglich macht. Deshalb ist es nur zu verständlich, dass sie am forcierten Aufbau einer europäischen IT-Sicherheitsindustrie interessiert sind. Sie benötigen Lösungen, die ihre digitalen Infrastrukturen erfolgreich vor den weltweiten Gefahren eines Cyberangriffs schützen. Darüber hinaus wünschen sie Lösungen, welche die europäischen Vorgaben und Richtlinien zur IT-Sicherheit und Datenschutz beachten. Und schließlich benötigen sie einen Lösungsanbieter, zu dem im Bedarfsfall leicht Supportkontakte geknüpft werden können. Unternehmen wie die Postbank, DHL und die Telekom unterstützen deshalb aktiv den Aufbau des Cyber Security Clusters Bonn. Sie beteiligen sich ebenfalls an der forcierten Weiterentwicklung und Einführung innovativer und moderner Sicherheitstechnologien ‚made in Europe‘.